Soho House Berlin – Screening Room – Der Hauptmann

Soho House Berlin – Torstrasse 1 -hier befindet sich die Filiale des englischen Clubs, der seine Zentrale in London und weiteren Dependancen unter anderem in New York und L.A. hat. Neben Restaurant, Hotel und Fitnesscenter gibt es hier auch einen exklusiven Kinosaal.

Für die Vorführung des Films: „Der Hauptmann“ ist der Ort mit seinem Ambiente und der Geschichte sehr gut gewählt. Das Soho mit seinen acht Stockwerken ist ein kühler Bau im Bauhausstil, in dem in den fünfziger Jahren die SED regierte. Nur zwei schlichte Messingschilder an den weißen Säulen vor dem Eingang weisen aus, dass heute das Soho House Berlin darin residiert.

Der Film „Der Hauptmann“: ein in schwarzweiß gedrehter Film während des Krieges, jedoch kein Kriegsfilm, erzählt aus der Sicht der Täter, aber nicht wie üblich aus der ersten, sondern aus der zweiten, dritten und vierten Täterreihe.

Der Inhalt: nur wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird der einfache Gefreite Herold von Wehrmachtssoldaten/Feldjägern gejagt, kann sich aber den Verfolgern durch Glück und Geschick entziehen.

Auf seiner Flucht, abgehetzt, halb verhungert und kurz vor dem Erfrierungstod findet er in einem verlassenen Militärfahrzeug eine Offiziersuniform. Er zieht sich diese an und wird wenig später von dem Soldaten Freytag überrascht, der glaubt, einen echten Hauptmann vor sich zu haben. Der Gefreite Freytag schließt sich dem vermeintlichen Hauptmann an, wodurch der Gefreite Herold zum ersten Mal eine neue Legitimation erhält. Herold erkennt schnell, dass Kleider Leute machen und welche Möglichkeiten sich für ihn ergeben und dringt mehr und mehr in seine neue Rolle ein und täuscht mitunter Offiziere und die Gestapo. Es gelingt ihm schnell mit einer weiteren versprengten Gruppe deutsche Soldaten eine Kampftruppe unter seinem Kommando zu gründen und lässt grausame Taten folgen, immer mit dem Hinweis er handle auf Geheiß des Führers.

Die nun beginnenden Gräueltaten, machen ihn und seine Gefolgsleute gegenüber Dritten zwar immer glaubhafter, doch damit geht einher, dass aus dem Gefreiten Herold, den man zuallererst als Opfer wahrnimmt ein Kriegsverbrecher wird, immer willig unterstützt durch seine Entourage. Dabei machen sie „Ordnung“ mit allen, die sich ihnen in den Weg stellen und begehen in den letzten Tagen des Krieges unzählige Kriegsverbrechen.

Es ist für mich als Zuschauer manchmal nur schwer zu ertragen, zu sehen, wie schnell und wie endgültig man unter gewissen Umständen die Fähigkeit erlangt, anderen Leid zu zufügen.

„Der Hauptmann“ ist schwere Kost und teilweise auch verstörend Film, da in vielen Szenen jegliche Menschlichkeit verbannt ist.

Es fehlen zu jeder Zeit Hinweise über das Vorleben seiner Figuren, was dazu führt, dass sich der Film jedweder Psychologisierung enthält. Dies macht ihn nicht weniger glaubhaft, sondern zeigt auf wie Macht mörderisch macht.

Vielleicht soll durch die Namensgebung „Der Hauptmann“ die Ähnlichkeit zu Carl Zuckmayers Stück „der Hauptmann von Köpenick“ hervorgerufen werden. Aber außer der Verkleidung gibt es keinen weiteren Bezug, ganz im Gegenteil. Eher fühle ich mich an den Film „Die Welle“ erinnert, in dem ein Lehrer seiner Schulklasse in einem von ihm konzipierten Sozialexperiment vorführt, wie autoritäre gesellschaftliche Strukturen entstehen.

Es entstehen Fragen: ist die dargestellte menschliche Handlungsweise dem Zustand, dass ein Land in Agonie verfällt, geschuldet oder können auch andere Umstände dazu führen.  Was würde ich tun?

 

Infos unter: https://www.weltkino.de/film/kino/der_hauptmann

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